Wolfgang Rössig

Uluru

Mythischer Uluru

Man stelle sich vor: In der Umgebung von Lascaux und Altamira, deren Höhlenmalereien als Höhepunkt der prähistorischen Kunst gefeiert werden, würden heute noch Menschen leben, denen diese Malereien heilig sind, die aufgrund rein mündliche Überlieferung noch deren tiefere Bedeutung kennen, und die diese Malereien in spirituellen Zeremonien seit Jahrtausenden regelmäßig „auffrischen“. In Australien gibt es das noch, und die in leuchtenden Farben an die Felswände oft noch heute schwer zugänglicher Regionen des Fünften Kontinents gemalten Geisterwesen gehen den europäischen Schöpfungen um viele Jahrtausende voraus: Sie sind das Werk der ältesten Kultur der Welt.

Für die Aborigines gibt es zwei eng miteinander verflochtene Zeitebenen: die aktuelle Gegenwart und die mythische Traumzeit (Tjukurrpa), in der schöpferische Kräfte, die zumeist menschliche und tierische Eigenschaften vereinten, die Topographie des Landes prägten und den Menschen die heute noch zu befolgenden Gesetze mitgaben. Die Aborigines betrachten sich als Erben der Traumzeitwesen, die in den Landschaftsmerkmalen ihre Präsenz manifestieren.

Uluru-Katatjuta National Park

Katatjuta

Weltkultur- und naturerbe gleichermaßen ist Australiens berühmter Uluru-Katatjuta National Park, 450 südwestlich von Alice Springs. Er wird gemeinsam von seinen traditionellen Hütern, den sich Anangu nennenden Pitjantjara und Yankuntjatjara sowie dem Australian National Parks and Wildlife Service verwaltet. Viele Gäste kommen nur, um zu sehen, wie der einsam in einem von Desert Oaks, Mulgasträuchern und Spinifex-Gras geprägten Sanddünenland stehende Monolith Uluru (Ayers Rock) und die 35 km westlich liegenden Felskuppeln Katatjuta (Olgas) im Morgen- und Abendlicht erglühen. Auf dem Gipfel lebt in einem tiefen Wasserloch die mythische Schlange Wanambi. Wenn sie gestört wird, kann sie die Form eines Regenbogens annehmen. Sie bekämpft ihre Feinde dadurch, daß sie allen Quellen und Wasserlöchern der Umgebung das Wasser raubt.

Geschichten der Traumzeit

Um Uluru ranken sich unzählige Traumzeitgeschichten der Anangu, noch wie immer darf nur ein Bruchteil dieses Wissens mitgeteilt werden. Trotzdem ist eine Umrundung des Felsen zu Fuß (am besten am frühen Morgen im Uhrzeigersinn) in Begleitung kundiger Anangu ein faszinierendes Erlebnis. Die Südwestflanke Ulurus zeugt vom Kampf zweier Schlangenvölker, den ungiftigen Kuniya-Pythons und den giftigen Liru-Schlangen. Dort ist sind in der Nähe des Wasserlochs Mutitjulu an einem Felsüberhang die besten Malereien von Uluru erhalten. Die konzentrischen Kreise können Wasserlöcher und Lagerstellen darstellen, anderswo für ein Honigameisennest stehen oder auch die Eier der Kuniya-Pythons symbolisieren. Andere Figuren werden als Emuspuren, Schlafhöhle oder sitzende Frau interpretiert.

Die Nordwestseite Ulurus wurde von den Mala (Hasenwallabies) geprägt, die hier die Mannbarkeitsriten an ihren Knaben durchführten. Für Frauen war die Teilnahme absolut tabu, und noch heute dürfen sie die Höhle, in der diese Initiationen stattfanden, noch nicht einmal von weiten anblicken. Auch hier berichten die Traumzeitgeschichten von blutigen Kämpfen, diesmal mit den Wintalyka, den Mulgasamenmännern. Die Furchen auf der Felsoberfläche sind Fluchtspuren der Mala.

Kuppel der Regenbogenschlange

Auch die 36 Felskuppeln Katatjuta („viele Köpfe“) sind heilig. Lediglich drei Wanderungen sind für Touristen freigegeben. Auch auf dem Mount Olga, dem höchsten Monolithen, lebt eine Regenbogenschlange namens Wanambi. Der Wind, der manchmal in Orkanstärke durch Olga Gorge bläst, ist der Atem des erzürnten Wanambi. Die Kuppeln der Westseite sind versteinerte Pungalunga-Männer, menschenfressende Riesen, die einst die örtlichen Aborigines in Angst und Schrecken versetzten.

Praktische Infos

Tourist Information

Uluru-Katatjuta National Park

parksaustralia.gov.au/uluru/

Beste Reisezeit

Die günstigste Reisezeit liegt zwischen Mai bis Oktober. Am Uluru sind die Temperaturen dann am angenehmsten.

Einreisebestimmungen

Deutsche, Österreicher und Schweizer benötigen zur Einreise in Australien einen noch mindestens 6 Monate gültigen Reisepass und ein Visum, das elektronisch bei der Flugbuchung erteilt wird.

Impfungen

Impfungen für die Einreise sind nicht zwingend vorgeschrieben, eine Malariaprophylaxe ist nicht erforderlich.

Anreise

Mit dem Flugzeug:

Inlandsflüge zum Ayers Rock Airport in Yulara. Jetstar und Virgin Blue fliegen in drei Stunden direkt von Sydney, Qantas über Alice Springs.

Unterkunft

Longitude 131

Yulara, N.T.

+61 8 89577131
longitude131.com.au

Das atemberaubendste Wildniscamp Australiens bietet höchst luxuriöse Unterkunft in 15, nach australischen Entdeckern benannten Zeltkonstruktionen mit riesigen Betten, von denen aus man direkt auf den Uluru blickt. Alles entspricht streng ökologischen Maßstäben, wobei die Anangu kulturelle Hilfestellung geben. Das Hotel liegt auf einer isolierten Sanddüne an der Parkgrenze. Selbstredend wird exzellente Küche serviert. Ein besonderes Erlebnis ist „Dining Under the Stars“.

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